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Grüne Blaupause für die Charterwelt

Norwegen bekommt eine 100 % elektrische Charterbootflotte – mit Greenline-Kajütcruisern und Torqeedo-Motoren.

Hoch im Norden Europas entsteht gerade ein bemerkenswertes Öko-Tourismusprojekt: Die norwegische Region Telemark will das erste Revier für elektrisch angetriebene Hausboote werden. Mit im Boot ist dabei die slowenische Werft Greenline Yachts: Sie stellt für das Projekt sechs brandneue Boote zur Verfügung. Die Greenline-Charter soll, so Corona will, im Frühjahr beginnen.

Damit wird die Region zum ersten emissionsfreien Charterrevier weltweit und – so formuliert es Greenline Yachts – „eine Blau- oder auch Grün-Pause für den Rest der Welt“.

Telemark liegt am Ende des 105 Kilometer langen Telemark-Kanals. Die künstliche Wasserstraße verbindet die Hochebene Hardangervidda mit Norwegens Nordseeküste am Skagerrak. Das Kanalbett wurde in Etappen seit den 1860er-Jahren großteils in Handarbeit aus dem felsigen Grund geschlagen. Kein Wunder, dass die Wasserstraße zeitweise als „achtes Weltwunder“ galt.

Kanal diente einst den Flößern

Ursprünglich entstand der Telemark-Kanal für die Flößerei und diente der Bekämpfung von Hochwassern. Heute wird die Wasserstraße für überwiegend touristische Zwecke genutzt. Mehrere historische Dampfer fahren die Route ab. Mit dem Kanu kann man zwischen den Seen pendeln, die in seinen Verlauf eingebunden sind. Parallel zu der malerisch gelegenen Wasserstraße schlängelt sich die norwegische Fahrradroute 2 durch die Berglandschaft.

 

Wie üblich auf künstlichen Wasserstraßen, hat auch der Telemark-Kanal einige Stufen: Zwischen dem Küstenort Skien und Dalen im Hochland überwindet der Kanal 72 Höhenmeter über insgesamt 18 Schleusen. Die beeindruckendste ist die Schleusentreppe von Vrangvoss mit fünf Schleusen, die allein 23 Höhenmeter ausmachen.

Gemeinsam mit dem norwegischen Charterunternehmen Canal Boats Telemark hat Greenline vor, ein Netz von Ladestationen entlang des Kanals zu errichten. Das ist vergleichbar dem Supercharger-Netz von Tesla, das der Elektroauto-Pionier seit Jahren weltweit aufbaut.

Auf diese Weise können in Zukunft Nutzer der Greenline-Charter elektrisch vom Tief- ins Hochland pendeln, völlig unabhängig von Hafen-Kapazitäten, denn sie finden dabei in regelmäßigen Abständen Ladestrom.

Sechs Greenline-Hausboote

Die neue Charterflotte besteht aus zwei Booten des Typs Greenline 33 (10 Meter) und vier Exemplaren der 12 Meter langen Greenline 39, die als Finalistin des Best of Boats Awards als eines der besten Reiseboote des Jahres 2018 ausgezeichnet wurde. Beide Typen sind mit dem neuen E-Drive-System ausgestattet, das 2019 auf der Boot Düsseldorf vorgestellt wurde.

Der Elektroantrieb stammt vom deutschen Hersteller Torqeedo und befähigt die Boote, im Telemark-Knala geräuschlos und emissionsfrei bis zu zehn Knoten (18,5 km/h) schnell zu fahren Die zwölf Meter lange 39er ist noch einen Knoten schneller.

Mit voll geladener 80-kWh-Batterie, ebenfalls von Torqeedo, kommen beide Greenline-Modelle bis zu 40 Seemeilen (75 Kilometer) weit. Werden die Greenline-Boote mit einem Akkustand von 20 Prozent ans Netz gehängt, dauert es maximal drei Stunden, bis die Batterien wieder voll sind.

 

Greenline verkauft inzwischen 60 Prozent seiner Yachten mit Elektro- oder Hybridantrieb. Für das neue Jahr sind die Prognosen noch höher. „Ein eindeutiges Signal, dass beim Verbraucher ein Umdenken stattfindet“, sagt Luca Raumland von Greenline Yachts.

Im Winter als Ferienwohnungen

Greenlines neuer norwegischer Partner Canal Boats Telemark unterhält einen Charterstützpunkt in Porsgrunn am Ausgang des Kanals in die Nordsee. Für Chartergäste wichtig: Der Hafen ist aus dem Ausland gut erreichbar – jedenfalls dann, wenn die augenblicklichen Reisebeschränkungen wieder ausfgehoben werden können.

Die Kleinstadt mit 35.000 Einwohnern liegt nur 35 Kilometer vom Flughafen Torp-Sandefjord. Mehrere internationale Fluggesellschaften fliegen ihn an, wenn auch bisher nicht direkt aus Deutschland. Auch per Fähre über Oslo oder Bahn ist Porsgrunn aus Deutschland gut angebunden.

Abhängig von der Jahreszeit will Canal Boats Telemark eine wechselnde Nutzung für die Greenline-Charter anbieten: Im Frühjahr und Herbst können Gäste mit den Booten die Küste der Telemark erkunden. In der kurzen Hauptsaison zwischen 19. Juni und 15. August, wenn die Schleusen des Kanals geöffnet sind, ist das Binnenrevier dann komplett befahrbar. Im langen nordischen Winter wiederum werden die elektrischen Hausboote zu „Boatels“: Sie liegen in dieser Zeit fest vertäut in Porsgrunn als schwimmende Ferienwohnungen.

Die Geschäftsführerin von Canal Boats Telemark, Nora Sjögren-Johre: „Wir gehen davon aus, dass der Telemark-Kanal und die Telemark-Küste kurz über lang eines der wichtigsten grünen Ziele in Norwegen werden.“ Die Voraussetzungen dafür sind günstig. Eine Woche Greenline-Charter in Norwegen im Juni 2021 soll umgerechnet ab rund 3.000 Euro kosten.

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